Am 22.9.2011 besuchte Papst Benedikt XVI. Berlin. Hier finden Sie Informationen zu den Aktionen und Demonstrationen zum Anlass des Besuches.

Prominente Unterstützung

 

David Be rger (katholischer Theologe und Philosoph)

Wenn etwa s aus der Regierungszeit Benedikts XVI. in der Erinnerung der Geschichtsschreibung bleiben sollte, dann mit Sicherheit seine bis ins höchste Extrem gesteigerte Schwulenfeindlichkeit.

Die geballte Macht des Bösen sieht Benedikt jedesmal dann am Werk, wenn es um die gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern geht. Ihn, der der „gr ößten transnationalen Schwulenorganisation der Welt“ (J. Kügler) vorsteht, treibt zugleich eine „panische Angst vor Schwulen“ (Ch. Feldmann) um. Keiner seiner Vorgänger hat sich jemals in diesem Ausmaß und mit solcher Verve abfällig über Homosexualität, über schwule Männer und deren Kampf um Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung geäußert bzw. diese Äußerungen in seinem engsten Umkreis forciert. Dies geht etwa so weit, dass man sich im von Benedikt regierten Vatikan nicht scheut, Länder wie Uganda in ihrem Bestreben zu bestärken, die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen wieder einzuführen.

An dieser Tatsache kann man gut erkennen: bei der Homophobie Benedikts XVI handelt es sich keineswegs um eine kircheninterne oder nur religiöse Menschen betreffende Sache. Sein Status als Oberhaupt eines der Euro-Staaten,
der ihm zur Rede im Bundestag verhalf, ist es, der seiner Homophobie solche Tragweite verleiht. Der lautstarke und unübersehbare Protest gegen den Papstbesuch sollte in diesem Sinne ein eindeutiges Signal sein: Keinen noch so kleinen Schritt weit öffnen wir unsere Türen der Homophobie, auch wenn sie in vermeintlich harmlosen, roten Prada-Schuhen anklopft!

 

Gabi Decker (Kabarettistin)

Die katholische Kirche ist gegen gleichgeschlechtliche Liebe, ihr Bodenpersonal wird weiterhin nicht ausreichend für Kindesmissbrauch zur Rechenschaft gezogen, sie labern weiter ihre überholten Dogmen und haben einen Papst, der sich in Afrika hinstellt und gegen Kondome wettert. Fummelratzinger-nein Danke!

 

 

Henning von Berg

Henning von Berg (Fotograf)

Der Vatikan sieht die Benutzung von Kondomen als „verwerflich” an und meint, sie taugten „nicht als wirkliche und moralische Lösung” für das AIDS-Problem. Bei alljährlich zwei Millionen AIDS-Toten eine verheerend-tödliche Haltung. Kritikwürdig sind auch die katholischen Positionen zu Homo-Ehe, Scheidung und Abtreibung. Ausserdem erkennt man seit nunmehr einer Dekade, dass die Kirche ihre unzähligen Missbrauchs-Skandale viel zu zögerlich aufklärt. Die öffentliche Entschuldigung Benedikts war wenig überzeugend.

Zwei lange Jahrzehnte lang war Josef Ratzinger führender Strippenzieher und Redenschreiber hinter Johannes Paul II.  Alle wesentlichen Entscheidungen der Römischen Kurie waren also sehr massgeblich von seiner Person initiiert worden. Er kann sich nicht mit Unwissenheit herausreden.

Nach seiner Wahl zum Papst Benedikt XVI brach dann 2009 neue Entrüstung über den Vatikan herein, weil er den schon mehrmals wegen Holocaust-Leugnung verurteilten Opus-Dei-Bischof Richard Williamson trotzdem ganz bewusst wieder in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufnahm.

Mit der Bitte um Respekt und Toleranz hat der diplomatische Vertreter des Papstes in Berlin, Erzbischof Jean-Claude Perisset, jetzt auf die angekündigten Anti-Papst-Proteste reagiert. Er wünsche er sich von den Protestierenden Respekt dafür, dass die katholische Kirche etwas anderes glaube und für richtig halte.

Ist das nicht ein furchtbar brutaler Schlag in die Gesichter der unzähligen Opfer? Jahrtausendelang hat die Katholische Kirche wenig Respekt und Toleranz gezeigt. Rücksichtslos wurden politische und kommerzielle Interessen durchgeboxt – weltweit und sogar mit Blut. Eine höhere Dialogbereitschaft der Katholischen Kirche ist mehr als überfällig.

Es ist Zeit, das aufgeklärte Menschen in grosser Zahl sichtbar/hörbar protestieren gegen überkommene Anschauungen und verlogene Ansichten. Grund für fundamentale Kritik am Pontifex Maximus gibt es weißgott genug!

 

Rosa von PraunheimRosa von Praunheim (Regisseur)

Ich möchte gerne Papst sein
und rosa Kleider tragen
und einen Heiligenschein
ich möchte mich anbeten lassen
von nackten engelsgleichen Greisen
und einem Gesang von bunten Meisen
Wir sind alle Papst und unfehlbar
drum lasst uns in den Spiegel schaun
und auf uns selbst vertrauen.
gruss rosa von praunheim

 

Nina Queer (Bestsellerautorin und Disco-Ikone)

So wie sich der Papst anzieht ist er doch die Königin aller Tunten! Dass der Vatikan ein einziger schwuler Swingerclub is, weiss nun auch jeder. Trotzem stellt man sich in der katholischen Kirche gegen Homosexuelle und die Verwendung von Kondomen!
Wasser predigen und Wein trinken. Sag ich da nur……. ” NINA QUEER

 

 

 

PohlmannPohlmann (Popmusiker)

Für mich ist der Papst ein rückständiger Fundamentalist, von dem als ehemaliger Großinquisitor keine Modernisierung oder neueren Blickwinkel zu erwarten sind. Menschen wie er können von ihren Dogmen nicht abrücken, da dann ihre Mauern, die ihre Macht beschützen, fallen würden wie Dominosteine. Einer solchen Glaubensrichtung würde ich mich niemals anschließen.

 

 

 

Ralf  König (Comic-Zeichner)

Benedikt XVI.  würdigte unlängst in Sienna die Heilige Katharina, die in seliger Verzückung vom Heiland selbst einen “wunderschönen Vermählungsring” auf den Finger geschoben bekam. Dieser Ring war tieferen Quellen zufolge nichts geringeres als die Vorhaut Christi! Ein wahrlich wundervolles Geschenk,- und natürlich nur sichtbar für die Heilige selbst. Würde der Papst unseren Politikern im Bundestag doch allen Ernstes davon erzählen und Schwule und Lesben, die inzwischen in den Standesämtern bei aller Vernunft die Ringe tauschen, ihren aufgeklärtem Frieden lassen.

 

Ute Ranke-Heinemann

Uta Ranke-Heinemann(Univ.-Prof.Dr.theol.)

Papst Benedikt nimmt jede Gelegenheit wahr, um Ehe und homosexuelle Lebensgemeinschaft wenn nicht zu verunmöglichen, dann wenigstens von A bis Z zu asketisieren, zu eunuchisieren, zu vermönchen und zu zölibatisieren. Warum entfernen Sie sich nicht endlich aus den Schlafzimmern, die inzwischen Ihr Hauptaufenthaltsort für Ihre Verkehrskontrollen geworden sind? Warum konzentrieren Sie sich nur auf Ihre Sexualfeindlichkeit, statt Jesu Friedensbotschaft zu verkünden?

 

 

Foto von joern-hartmannAdes Zabel

Der Papst kommt nach Berlin und Ades Zabel geht nicht hin. Aber er hat für seinen Auftritt den richtigen Ort gewählt: das Olympiastadion! – hier sprachen schon Adolf Hitler, Mario Barth… und jetzt der Papst.

 

 

 

Volker Beck MdB, (Bündnis 90 / Die Grünen)

„Der Papst kommt in den Deutschen Bundestag. Das ist eine Premiere für das Hohe Haus, denn damit spricht erstmalig ein Religionsführer als Staatsgast. Ich erwarte von Benedikt XVI., dass er sich nicht zu Themen der deutschen Innenpolitik äußert – so wie dies von jedem anderen Staatsoberhaupt ebenso erwartet wird. Zugleich ist es richtig, dass sein Besuch auch Anlass ist, die menschenrechtlichen Positionen des Vatikans zu hinterfragen und einer demokratischen Debatte und Kritik  zu unterwerfen. Ich erwarte von ihm eine klare Positionierung, ob er die Menschenrechte – wie wir Grünen – für universell und unteilbar hält oder beispielsweise Homosexuelle davon ausschließt. Beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen leistete der Vatikan bis zuletzt in diesem Sommer Widerstand gegen eine Resolution, die Gewaltakte und Menschenrechtsverletzungen wegen der sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität verhindert soll. Der Vatikan meint auch, dass Staaten „sexuelle Verhaltensweisen“ regulieren dürfe. Gegen solche Positionen darf und soll man in Deutschland protestieren. Ich finde gut, dass Ihr den Rahmen dafür bietet.“

 

Thoams BirkThomas Birk (MdA, lesben- und schwulenpolitischer Sprecher Bündnis 90/Die Grünen)

Die diskriminierenden Äußerungen, die wiederholt vom Vatikan, insbesondere durch Papst Benedict XVI. selbst, gegen Lesben und Schwule verlautbart wurden, sind nicht hinnehmbar. Homosexualität mit der Vernichtung der Regenwälder gleichzusetzen, ist zynisch und menschenverachtend. Für Bündnis 90/Die Grünen ist der Einsatz gegen Diskriminierung und Verfolgung von Lesben und Schwulen und für die Gleichbehandlung von Menschen, gleich welcher sexuellen Identität, eine Frage der Menschenrechte. Glaubensfreiheit darf nicht dazu führen, dass die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen beeinträchtigt werden.

Beim Kampf gegen Aids mit Hilfe von Kondomen geht es um die Überlebensfrage von Millionen Menschen. Die absurde Behauptung des Papstes, das Kondom würde sogar noch zur Ausbreitung von Aids beitragen, behindert die Aufklärungsarbeit vor allem in den stark betroffenen Ländern in Afrika und Asien und gefährdet damit Menschenleben. Dafür trägt der Papst die Verantwortung.

Wegen dieser päpstlichen Sexualmoral haben sich die Landesarbeitsgemeinschaft QueerGrün und meine Kollegin Anja Kofbinger und ich den Protesten gegen den Papst anlässlich seines Besuches in Berlin angeschlossen.

 

Andrej HunkoAndrej Hunko (MdB,  DIE LINKE)

Der Papst ist Repräsentant einer vordemokratischen Organisation. Über das völkerrechtlich umstrittene Konstrukt Vatikanstaat verschafft sich die katholische Kirche das Privileg, ihren Vertreter „Staatsbesuche“ abhalten zu lassen. Diese Konstruktion ist mit einer demokratisch gebotenen Trennung von Staat und Religion, sowie der Gleichbehandlung der Religionen nicht vereinbar. Damit werden die vermuteten Kosten des Papstbesuches von 30 Millionen Euro auf die öffentlichen Kassen abgewälzt.

Darüber hinaus steht Papst Ratzinger für eine politisch besonders reaktionäre Tendenz innerhalb der katholischen Kirche. Seine Ansichten zu Sexualität und Familie sind menschenfeindlich, ihre Verbreitung erzeugt täglich viel Leid. Inakzeptabel ist die Weigerung den Verpflichtungen aus der UN-Konvention über die Rechte der Kinder nachzukommen.

 

Barbara HöllBarbara Höll (MdB, DIE LINKE)

Ich will mich an den Protesten gegen die Politik des Papstes beteiligen. Jeder Mensch kann und sollte das Recht haben Religion in ihrer oder seiner Façon zu leben. Doch dieser Papst betreibt eine Politik, die sich gegen viele Menschen richtet und die ihre Grundrechte nicht akzeptiert. Der Papst steht für eine rückschrittliche Geschlechter- und Sexualpolitik, er verurteilt Lesben und Schwule, er bestreitet das Recht von Frauen auf Selbstbestimmung über ihren Körper und das Kondomverbot für Katholiken hat insbesondere in den afrikanischen Staaten tödliche Auswirkungen. Ich bekunde hiermit meinen Protest gegen die Politik des Papstes. Religion sollte Privatsache sein.

 

Monika Lazar (MdB; Bündnis 90/Die Grünen)

Missachtung von Frauenrechten, Verachtung von Lesben, Schwulen und Transgender, Förderung der Ausbreitung von Aids durch Verbot von Kondomen, Rehabilitierung von Holocaust-Leugnern sowie Aufrechterhaltung einer lebensfernen kircheninternen Sexualmoral und viel zu langes Schweigen bei sexueller Gewalt gegenüber Kindern in der katholischen Kirche – für all dies steht der Papst als Person, Staats- und Kirchenoberhaupt. Dass er im Bundestag sprechen darf, ist in unserer säkularen Demokratie ein völlig falsches Signal an all jene, die für Toleranz, universelle Menschenrechte und ein selbstbestimmtes Leben eintreten.

 

Dr. Klaus Lederer (MdA – Die Linke Landesverband Berlin)

Meine Teilnahme am Bündnis “Der Papst kommt” steht für meine Kritik an einer rigiden und repressiven Sexualmoral, für meinen Protest gegenüber einem Unfehlbarkeitsdogma, dass die Benutzung von Verhütungsmitteln verbietet, das den Schwangerschaftsabbruch zu einem Sakrileg erklärt und Menschen vorschreibt, wie sie zu leben und zu lieben haben. Weil ich das öffentlich zeigen will, werde ich an der Demonstration des Bündnisses zum Zeitpunkt des Papstbesuchs teilnehmen. Der Kampf für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt: das ist das Zeichen der heutigen Zeit!

 

Rolf Schwanitz (MdB – SPD)

Ich bin strikt gegen die Klerikalisierung der Politik und unterstütze all jene, die gegen die reaktionären Thesen und Dogmen des Papstes auf die Straße gehen. In Spanien hat der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz die kirchenkritischen Demonstranten kürzlich als “Parasiten” bezeichnet. Von solchen menschenverachtenden Tönen darf man sich nicht einschüchtern lassen. Hier die Stimme zu erheben, ist für mich demokratisches Recht und Bürgerpflicht zugleich.